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Hauptgeschäftsführer des vbm – Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. Bertram Brossardt: „Forderung verkennt die wirtschaftlichen Realitäten“

vbm

Zum Auftakt der Tarifrunde in der Metall- und Elektro-Industrie kritisierte der Hauptgeschäftsführer des vbm – Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V., Bertram Brossardt, den Forderungsbeschluss der IG Metall als deutlich überzogen: „Unser Standort steht unter einem enormen Druck: Transformation, Georisiken, Konjunkturschwäche und Standortprobleme belasten die Unternehmen und lassen die De-Industrialisierung weiter fortschreiten. Insbesondere die hausgemachten Probleme werden zur echten Gefahr: Zu hohe Lohn- und Lohnzusatzkosten sowie Energiekosten, eine überbordende Bürokratie und international nicht wettbewerbsfähige Steuerlasten führen zu immer weniger Investitionen, Wertschöpfung und Beschäftigung im Inland.“

Die konjunkturelle Lage ist ernüchternd: Die Produktion sinkt seit drei Quartalen, die Kapazitätsauslastung liegt, abgesehen vom Corona-Einbruch, so niedrig wie seit 14 Jahren nicht mehr und die Auftragseingänge befinden sich im ersten Halbjahr 2024 rund fünf Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. „Die Lage ist ernst und die Aussichten trüb. Mittlerweile ist der Auftragsmangel das mit Abstand größte Hindernis für die Produktion und nicht mehr der Fachkräftemangel. Dazu kommt eine stagnierende Wirtschaft, ein Abrutschen in die Rezession droht sogar. Dies sieht man auch schon in den Beschäftigtenzahlen“, erläutert Brossardt. So sank die Zahl der Beschäftigten in der bayerischen M+E Industrie seit Januar um 2.400 Personen.

In dieser Lage stellt die IG Metall mit sieben Prozent mehr Entgelt und 170 Euro mehr Ausbildungsvergütung eine der höchsten Tarifforderungen der jüngeren Vergangenheit auf. „Ausgehend vom hohen Entgeltniveau, einem realen Lohnplus von 13 Prozent in den letzten 15 Jahren und einem Rekordabschluss in der letzten Tarifrunde ist das unverständlich“, findet Brossardt. So ist die M+E Produktivität zwischen 2017 und 2023 um 2,5 Prozent gesunken, im ersten Halbjahr 2024 sogar um über sechs Prozent eingebrochen. „Hohe Entgelte, sichere und mehr Arbeitsplätze gehen aber nur bei steigender Produktivität. Leitlinie jeder Entgelterhöhung ist die Orientierung am Produktivitätswachstum, da wir nur verteilen können, was wir vorher erwirtschaftet haben“, erklärt Brossardt.

Steigende Entgelte und Arbeitskosten bei sinkender Produktivität lassen die für die internationale Wettbewerbsfähigkeit entscheidenden Lohnstückkosten massiv ansteigen. „Die Abwanderung ins Ausland ist längst im Gange, die De-Industrialisierung bittere Realität. Wir müssen aufpassen, dass die Musik nicht zukünftig noch mehr im Ausland spielt. Das wollen wir weder für unseren Standort noch für die Beschäftigten. Hier sind die Tarifpartner gefragt, Verantwortung zu übernehmen. Wir brauchen einen Abschluss mit Augenmaß, der unseren Standort, unsere bayerische M+E Industrie wieder zurück nach vorne bringt. Ein Gewerkschaftsbonus gehört sicher nicht dazu“, so Brossardt abschließend.