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Hauptgeschäftsführer des vbm – Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. Bertram Brossardt: „Konjunkturschwäche und Standortprobleme gefährden unsere Industrie“

vbm

Die Lage in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie hat sich im ersten Halbjahr 2024 weiter verschlechtert, die Erwartungen für die kommenden Monate und die Beschäftigungspläne der Unternehmen verharren im negativen Bereich. Zudem kommen immer weniger Aufträge hinzu und die Auftragsbestände schrumpfen von Monat zu Monat. Somit bleiben die Geschäftserwartungen ausgehend von einem niedrigen Niveau per Saldo negativ. „Konjunkturschwäche und Standortprobleme gefährden mittlerweile die Zukunft unserer Industrie. Dazu kommt: Eine Trendumkehr zeichnet sich nirgends ab. Wir verlieren zunehmend Wertschöpfung im Inland, investiert wird überall, nur nicht bei uns. Das sind schlechte Aussichten. Dass wir ein massives Standortproblem haben, wurde in Berlin zumindest erkannt“, erklärte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm zur aktuellen Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen, die heute in München vorgestellt wurde.

Laut Umfrage hat sich die aktuelle Geschäftslage erheblich eingetrübt, fast jedes zweite Unternehmen bewertet diese als schlecht. Der Saldo hat sich seit Winter deutlich verschlechtert und liegt für das Inlandsgeschäft bei -31,7 Punkten. „Die Lage ist ernst, wir nähern uns den negativen Rekorden aus den Zeiten der Corona-Krise und der Finanz- und Wirtschaftskrise an“, fasst Brossardt zusammen. Im Auslandgeschäft sank der Saldo auf -10,9 Punkte. Auch die Erwartungen für das kommende Jahr verharren im negativen Bereich. Für das Inlandsgeschäft liegen sie bei -8,2 Punkten und für das Auslandsgeschäft bei -2,5 Punkten.

Die schwache Konjunktur und die sich verschlechternden Standortbedingungen wirken sich immer negativer auf die Produktion aus. So sank der Saldo der Inlandsproduktion von -7,6 auf -27 Punkte und der Saldo der Auslandsproduktion von 37,9 auf 7,1 Punkte. „Zum Jahreswechsel hatten wir noch gehofft, dass die Produktion nur stagniert. Aktuell gehen wir davon aus, dass sie im Jahresdurchschnitt 2024 um zwei Prozent sinken wird“, prognostiziert Brossardt.

Die inländischen Investitionspläne der M+E Unternehmen sind weiter gesunken und liegen tiefer im negativen Bereich. Nur noch neun Prozent wollen die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen. „Besonders schwer wiegt, dass die Erweiterungsinvestitionen auf ein Allzeit-Tief gesunken sind. Nur noch gut zwölf Prozent aller Investitionen werden dafür aufgewendet. Der größte Teil geht in Ersatzinvestitionen. Das ist ein gefährlicher Mix für unseren Standort und bereitet uns große Sorge, da das ein klares Indiz einer an Fahrt aufnehmenden De-Industrialisierung ist“, sorgt sich Brossardt und ergänzt: „Jedes dritte Unternehmen will im Ausland investieren, im Inland ist es nur noch eines von zehn.“

Die Beschäftigungspläne der M+E Unternehmen haben sich spürbar verschlechtert. Der Saldo fiel seit Winter von -5,1 auf -31,8 Punkte. „Bis Jahresende werden die Unternehmen rund 7.000 Stellen abbauen müssen“, berichtet Brossardt und fügt hinzu: „Die Beschäftigten zahlen jetzt die Zeche für die schlechte Industriepolitik der letzten Jahre. Das hätte nicht sein müssen.“

Laut Umfrage sind die Arbeitskosten die gewichtigste Ursache für die schlechten Standortbedingungen. „Sieben Prozent mehr Entgelt, wie sie die IG Metall fordert, würden dieses Problem verschärfen. Bereits der letzte Abschluss war der höchste Tarifabschluss seit 30 Jahren. Während die Tarifentgelte um 16 Prozent höher als 2018 liegen, liegt die Produktion zehn Prozent niedriger. So werden wir die De-Industrialisierung nicht stoppen“, erklärt Brossardt abschließend.